Herbsturlaub an Rhein und Nordsee
Anreise

Endlich war es wieder soweit. Nach längerer Zeit gings wieder los. Zunächst wollten wir zum Mittelrhein zwischen Koblenz und Bingen. Diese Region gehört ja zum Weltkulturerbe der Unesco und stand schon länger auf dem Programm. Vom schlechten Wetter jedenfalls wollten wir uns nicht abhalten lassen. Und vielleicht wurde es ja auch besser. Der Wetterbericht für die folgenden Tage deutete schließlich so etwas an.
Samstags mittags also gings über die A1 durchs Bergische Land Richtung Köln, weiter über die A3 bis Neuwied und von dort nach Lahnstein. Ca. 3 Std. Fahrt und schon waren wir am späten Samstag nachmittag direkt am Zusammenfluss von Rhein und Lahn.
Ankunft Niederlahnstein

Wir hatten uns aus der Promobil+ App den Stellplatz Blücherstr. in Niederlahnstein ausgeguckt, weil er direkt am Rhein liegt. Unsere Sorge, dass der Platz vielleicht am Wochenende "rappelvoll" sein könnte erwies sich als unbegründet. Es handelt sich bei dem Stellplatz um einen Parkplatz, welcher auch für Wohnmobile freigegeben wurde. V+E ist nicht vorhanden, aber für 2-3 Tage ist dieser Platz ideal, zumal er direkt an den RheinRadWeg angeschlossen ist. Auch lange Spaziergänge entlang des Rheins und der Lahn sind ohne Umwege möglich.
Niederlahnstein

Zwar gab es noch jede Menge Pfützen, aber der Regen hatte aufgehört, und sogar die Sonne ließ sich blicken, was wir äußerst erfreut zur Kenntnis nahmen. Also erst einmal Kontaktaufnahme zur Umgebung. Zwanzig Meter weiter war das Rheinufer mit der Anlegestelle der Köln-Düsseldorfer-Rheinschiffahrt und einem Ausflugslokal. Direkt anschließend die Promenade, welche direkt zum Lahnzufluss und wenige 100m später nach Lahnstein führt.
Das alles konnte sich sehen lassen, und wir waren sicher, beim nächsten Kurzurlaub in dieser Gegend unsere Räder mit zu nehmen.
Es war ein ruhiges Wochenende mit sich ständig steigenden Sonnenanteilen, so dass die Wetterjacken zu hause bleiben konnten. Ein erster großer Spaziergang führte uns dann zum Lahnzufluss und - vorbei am historischen "Wirtshaus an der Lahn" - weiter am geruhsamen Fluss entlang. Viele RadfahrerInnen waren unterwegs, allerdings gabs bei dem schönen Spätsommerwetter keinen Stress um den Vorrang auf dem Wanderweg.
Lahnstein

Tags drauf ging es, dem Promenadenweg folgend, nach Lahnstein zum Bummeln und Einkaufen. Über die seit 1873 bestehende, heute nach dem Landespolitiker Rudi-Geil-Brücke genannt, geht es an einem Warenhaus-Zentrum vorbei in die Innenstadt.
Mittelalterliche Bebauung findet sich hier überall. Das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert, Reste der Stadtmauer, alte Fachwerkhäuser. Alles wirklich sehenswert!
Doch hat auch die Krise des Rheintourismus in den 1980er Jahren deutliche Spuren hinterlassen. Die Verleihung des Titel "Weltkulturerbe der UNESCO Oberes Mittelrheintal" hat der Region neuen Auftrieb gegeben. Mit frischen, nachhaltigen Angeboten wie Rheinsteig, Rhein-Radweg und vielen individuellen Angeboten wird das Mittelrheintal längst wieder als Urlaubsziel interessant.
Doch lassen wir die nachdenklichen Gedanken und freuen uns über die Gegend, die wir - wie so viele aus dem Ruhrgebiet - auch aus Kinder- und Jugendzeiten kannten und nun wieder neu erleben wollen.
Schließlich kauften auch wir im Supermarkt noch ein paar Sachen ein, und - wir genehmigten uns noch beim Globus einen wirklich leckeren Döner vom Türken. Sehr Empfehlenswert!
Braubach

Auch wenn in Lahnstein die Burg Lahneck vom Berg grüßt, so wollten wir doch die Marksburg, einige wenige Kilometer weit südlich, in Braubach besichtigen.
Schnell war der Stellplatz am Rhein gefunden und ein schönes Plätzchen dirkt an der anschießenden Grünanlage gefunden. Mißtrauisch ging der Blick zur Eisenbahntrasse, doch Optimismus siegt. Wir bezahlten für 2 Nächte sorgten für V+E und bummelten nachmittags durch den kleinen Ort mit mittelalterlicher Vergangenheit.
Abends allerdings zeigte sich, dass unser Optimismus bezüglich der Eisenbahn vergebens war. Die ganze Nacht durch ratterten alle paar Minuten die langen Güterzüge durch Braubach und damit direkt am schönen Stellplatz vorbei. Wie leben die Mensche hier, ohne lärmkrank zu werden? Für uns war auf jeden Fall Feierabend. Bei diesem Lärm ist an Schlaf nicht zu denken.
Der Besuch der Marksburg stand am nächsten Tag auf dem Programm. Wir folgten dem Wanderweg und nach relativ steilen Aufstieg erreichten wir die Burg. Die folgende Führung war interessant und ihr Geld wert. Die Burg gehört seit Jahrzehnten der "Deutschen Burgenvereinigung" und ist als Referenz-Objekt sehr gut "in Schuss".

Nach der Rückkehr zum Heku verließen wir den zwar schönen, aber zu Nachtruhe absolut nicht geeigneten Stellplatz in Braubach und kehrten zu unserem kleinen, aber ruhigen Stellplatz in Niederlahnstein zurück. Der Platz ist tatsächlich durch die vorhandende Bebauung vor dem Lärm der Eisenbahn geschützt. Wir haben hier gut und ruhig geschlafen. Der zweite Stellplatz in Niederlahnstein - offensictlich ein ehemaliger Fussballplatz und ebenfalls ohne V+E - befindet sich direkt in der Nähe der Eisenbahnbrücke über die Lahn. Ich befürchte, hier lässt es sich nicht so gut schlafen, obgleich die Lage durchaus reizvoll ist.
Spazierengehen, Eis essen, im Schwimmbad schwimmen, mit den anderen WohnmobilistInnen über Gott und die Welt schwatzen, das mittlerweile herrliche Wetter genießen, kurz, man konnte es hier gut aushalten.
Fahrt nach Waldalgesheim

Trotzdem wollten wir noch weiter. Und so fuhren wir los, durch Koblenz auf die andere Rheinseite und ganz einfach mal den Rhein runter. Die Loreley grüßt uns, Goarshausen, Oberwesel und Bacharach mit der Burg Stahleck bis nach Bingen und Rüdesheim. Diese Landschaft ist einfach herrlich. Die englichen Adligen wussten schon, warum sie auf dem Weg nach Mittelitalien hier seit dem späten 18. Jahrhundert Rast machten. Die einzigartige Kulturlandschaft mit den Burgen, Städtchen und den Weinbergen zog sie förmlich an. Auch später blühte der Tourismus auf. Bis weit in die 60er und 70er Jahre des letzten Jarhundert sorgte er einerseits für Arbeit und anderereits für Erholung. Die Konkurrenz der weltweiten Urlaubsregionen sorgte dann allerdings später für den großen Abschwung.
Wir jedenfalls genießen diese Fahrt und suchen langsam nach einem Übernachtungsplatz. Vor allem ruhig sollte er sein, kein Eisenbahnlärm soll unseren Schlaf stören. V+E sollte der Platz auch haben. Unser Promobil-App zeigt uns den Platz an der Keltenhalle in Waldalgesheim an. Von Bingen sind wir in wenigen Minuten zum Stellplatz in Waldalgesheim. Dabei handelt es sich um einen "naturnahen" kostenlosen Parkplatz vom nahegelegenen Familienpark am Rande des Weinortes, der auch für Womos freigegeben ist. Von Eisenbahn keine Spur, also ist ruhiger Schlaf garantiert. Genauso wichtig ist die funktionierende V+E-Station...
Auf dem Stellplatz treffe ich einen älteren Wohnmobilisten mit seinem ebenfalls älteren amerikanischen Wohnmobil, der alleinlebend seit mehreren Jahren unterwegs im Womo lebt. Er steht schon seit ein paar Tagen auf dem Stellplatz und drückt dadurch seine Lebenshaltungskosten. Ansonsten "gondelt" er durch Deutschland, trifft hier jemanden, dort jemanden. Sicher ein ungebundenes Leben, aber genauso sicher nichts für Jeden.
Besuch der Burg Lahneck

Langsam geht es wieder zurück Richtung Koblenz. Wir sind noch mal in Lahnstein auf "unserem" ruhigen Stellplatz am Rhein. Und nun besuchen wir auch die Burg Lahnstein.
Die im Privatbesitz befindlich Burg ist nicht so "in Schuss" wie die Marksburg. Die Führung ist nicht so professionell wie dort, aber die junge Frau macht ihre Sache gut und mit viel Herz.
Zufrieden wandern wir nach dem Besuch der Burg wieder zurück zum Heku. Dort beschließen wir den Abend mit einem Glas Wein. Am nächsten Tag gehts nämlich in die Niederlande, nach Zeeland.
Unterwegs nach Zeeland

Gut 400 km hatten wir vor uns, als wir am nächsten Morgen losfuhren. Auf Landstraßen über den Hunsrück und durch die Eifel nach Aachen, dann Richtung Antwerpen und anschließend nach Kamperland auf Zeeland. Wir erreichten unseren Stellplatz, den "Camperpark Zeeland" am frühen Abend. Der Platz ist für ca. 100 Womos ausgelegt. Hört sich groß an, aber die Aufteilung auf dem Platz ist hervorragend. Jedes Womo bekommt einen Stellplatz mit Grün. Das Areal ist aufgeteilt in mehrere Bereiche, so dass ein überschaubarer Eindruck entsteht. Man ist nah dran am Veerse Meer, einem durch einen Damm abgebundesnen Meeresarm. Mit dem Naturschutzgebiet de Schotmann und dem angrenzenden Freizeitzentrum ist auch Bewegung garantiert.
Der Stellplatz wird ausschließlich über das am Eingang befindliche Terminal gebucht. Das geht einfach, die beiden tüchtigen und sehr freundlichen Betreiber geben aber jegliche Hilfestellung, so dass bisher noch alle den Zutritt geschafft haben ;-)
Deltaplan

Das Veerse Meer entstand in den 60er Jahren im Rahmen des Deltaplans. Die große Sturmflut 1953 hat den Bau eines großen technischen Sperrwerkes auf Zeeland forciert. Nur dadurch könne dauerhaft die Küste vor Sturmfluten und Hochwsser geschützt werden. Jahrzehntelang wurde auf Zeeland am Schutz der Küste gearbeitet und 1997 wurden die Deltawerke fertiggestellt. Es handelt sich um mehrere Bauwerke, die die Küstenlinie von 355 km auf ca. 60 km reduzierte die Dämme und Sperrwerke gelten als technische Meisterleistungen und haben rund 3 Milliarden € gekostet. Hier am Veerse Meer hat der Veerse GatDam 1961 das Veerse Gat von der Nordsee abgebunden. Das Oosterschelde-Sturmflutwehr, welches man am Strand sieht, wurde zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland gebaut und sichert damit einen weiteren Teil von Zeeland.
Genug also, um sich das alles einmal anzuschauen. Auch das Denkmal zum Bau des Verse Gatdam, welches in der Nähe der Übergangsbrücke zur Nordsee am Beginn des Veerse Meer etwas versteckt abseits steht, ist ganz sicher einen kleinen Besuch wert.
Urlaub an der Nordsee)

Es war einfach schön, den Wanderweg zum Nordseestrand durch das Naturschutzgebiet De Schotmans zu laufen. Es erwartete uns dort einer der schönsten Sandstrände der Niederlande und jede Menge Nordsee nach links und nach rechts. Dazu die Sonne pur. Klassischer Holland-Urlaub eben, wie ihn die Ruhris lieben ;-). Pommes gab es an den Strandrestaurants ebenfalls, so dass praktisch keine Wünsche offen blieben...
Am Veerse Meer waren wir zum ersten Mal - sonst war die Gegend um Domburg unser Ziel - und so erkundeten wir die Gegend in langen Spaziergängen.
Die Woche verging wie im Flug. Sonne, Sand und Meer, dazu viele Informationen über den Küstenschutz auf Zeeland. Doch nun hieß es : Ab nach hause. Noch einen schönen Abend auf dem Stellplatz und nach dem Frühstück am nächsten Morgen gings wieder Richtung Ruhrgebiet.
Wie immer war die Autobahn ab Antwerpen voll mit LKWs, die ihre Ladungen überall hin transportierten. Vor allem nach Mittel- und Osteuropa, so dass sie uns auf der Strecke bis nach Hause "begleiteten".