Tschechien im Frühjahr 2016

Einleitung

In diesem Jahr soll es zum ersten Mal nach Tschechien gehen. Wir wollen im böhmischen Bäderdreieck die Stadt Marienbad (jetzt Mariánské Lázně) kennenlernen und danach soll Prag, die goldene Stadt an der Moldau, unser Ziel sein.
Für diese Reise wollen wir uns vier Wochen Zeit nehmen, Schließlich geht es zum ersten Mal nach Tschechien. Oft schon hatten wir mit dem Gedanken gespielt, uns dort mal in Ruhe umzusehen. Dann aber entschieden wir uns immer wieder für andere Ziele. Hat vielleicht was mit der Sozialisation in jungen Jahren zu tun. Europas Osten ist uns leider über die Jahre fremd geblieb. Doch das wollen wir nun ein wenig ändern.

Zunächst besuchten wir - wie immer bei unseren Reisen - meinen Schwiegervater an der holländischen Grenze. Dann ging es los. Auf dem Weg zur deutsch-tschechischen Grenze in Bayern übernachteten wir in Diez an der Lahn in Rheinland-Pfalz.

Diez an der Lahn

Wir hatten uns als Übernachtungsplatz auf der Karte den Stellplatz in Altendiez ausgesucht. Als wir am späten Nachmittag dort ankamen waren wir herbe enttäuscht. Eine staubige, ungepflegte Fläche ohne jede "Atmosphäre". Da hätten wir auf jedem Parkplatz besser gestanden, zumal es bis zum Ortskern ziemlich weit war.
Also machten wir kehrt und wollten nach Limburg zum Stellplatz. Als wir dann in Diez über die Lahnbrücke fuhren und nach 100m die Parkplätze sahen, bemerkten wir dort ein Womo-Parkschild am großen gelben Gebäude. Und richtig: die Zufahrt zum Busparkplatz führte zu 3 Womo-Parkplätzen , die sich direkt hinter dem Gebäude an der Grünzone zur Lahn befanden.
Schnell war der Heku eingeparkt. Der erste Spaziergang zeigte, dass dies ein hervorragender Übernachtungsplatz war. Direkt an der Lahn und die unmittelbare Nähe der Altstadt lud zum Spaziergang ein.
Nach der absolut ruhigen Übernachtung und einem guten Frühstück erkundeten wir nun die Umgebung. Schnell erreichten wir vom Stellplatz aus die kleine Promenade mit den Schiffsanlegestellen und wenige Meter weiter ging dann in die sehenswerte Altstadt.
Der Weg zum Grafenschloss führt über einen steilen Weg an alten Fachwerkhäusern entlang. Im Schloss, dessen Geschichte hell und dunkle Flecke hat, befindet sich heute neben einer Jugendherberge auch ein Museum. Auch ein gutes Restaurant ist vorhanden.
Jetzt im Mai war Spargelzeit und wir nutzten die Gelegenheit und kauften am Verkaufsstand in der direkten Nähe zum Womo-Parkplatz frischen Spargel aus der Region. Gegen Mittag gings dann weiter, schließlich wollten wir an diesem Tag noch zur bayrisch-tschechischen Grenze nach Neualbenreuth.
Den kleine Womo-Parkplatz werden wir uns merken. Späterer Besuch in Diez und Umgebung nicht ausgeschlossen!

Sybillenbad in Neualbenreuth

Gut 400 km von Diez entfernt liegt in Neualbenreuth nahe der bayrisch-tschechischen Grenze das Sybillenbad. Wir trafen dort am späten Nachmittag ein und wollten 2 Nächte bleiben. Danach sollte es weiter nach Marienbad gehen.
Die Kureinrichtung ist nicht in den Ort Neualbenreuth integriert, sondern liegt in Alleinlage.
Der Stellplatz ist terassenförmig angelegt. Bezahlt wird am Infostand, wo das Übernachtungsgeld plus Anmeldung in einen Plastikbeutel gelegt wird. Dieser Beutel wird dann in eine Art Briefkasten mit darunter liegendendem "Tresor" eingeworfen. Umständlich, aber machbar. Infomaterial ist vorhanden.
Wahrscheinlich diente der Stellplatz füher mal als Pkw-Parkplatz. Offensichtlich waren die geplanten Besucherzahlen zu hoch (damit die Investition lohnenswerter erschien) und nach einiger Zeit wurde dann durch den örtlichen Campingplatz-Eigner die Fläche zum Wohnmobilstellplatz umfunktioniert. Insgesamt ist die Ausstattung für den Preis ok. Lediglich die ungünstige Lage der Abwasserentsorgung direkt am Toilettengebäude ist zu bemängeln. Sie befindet sich auf der obersten Terrasse und ist jeweils nur mit einem Fahrzeug erreichbar.
Jedenfalls haben wir uns dort wohlgefühlt und konnten nach der zweiten Übernachtung gut erholt weiter fahren.

Sybillenbad Neualbenreuth Bilder

Marienbad 1

Die Fahrt weiter nach Marienbad unterbrachen wir im nahegelegenen Tirschenreuth. Dort kauften wir noch einige Lebensmittel ein und weiter gings zur Grenze nach Tschechien. Bei Mähring fuhren wir über die Grenze. Wir bemerkten dies nur, weil sich auf tschechischem Gebiet eine Tankstelle sowie einige Shops befanden. Jedenfalls nutze ich die Gelegenheit und kaufte eine Vignette für die Benutzung der mautpflichtigen Autobahn. 10 Tage Gültigkeit kosten etwa 17€.
Etwa 20 km weiter, die Straße führte uns durch Wälder und an an vereinzelten Gehöften vorbei, erreichten wir schon Marienbad.

Marienbad, oder besser Mariánské Lázne, wie das frühere Marienbad heute heißt, liegt im sogenannten böhmischen Bäderdreieck. Die Städte Marienbad, Franzensbad, jetzt Františkovy Lázne, und Karlsbad, jetzt Karlovy Vary, sind dabei die prägenden Orte.
Was uns vorher nicht so klar war: Die Städtchen liegen alle kurz hinter der tschechischen Grenze, sind also aus Deutschland schnell und direkt zu erreichen. Als "Ruhris", die ihre Freizeit eher in Holland und Belgien verbracht haben, hatten wir früher oft den Eindruck, Tschechien wäre "janz weit wech".
In Marienbad wollten wir uns mit einer guten Bekannten treffen. Sie wohnt zwar in Prag, hat aber in Marienbad (jetzt Mariánské Lázně) eine Stadtwohnung im Kurviertel und wollte uns das alte Marienbad zeigen. Dies tat Sie auch bestens. Es machte ihr auch Freude uns die schönsten Winkel zu zeigen.
Campingplätze gibt es in Marienbad mehrere. Wir können dazu aber nichts sagen, denn wir hatten die Gelegenheit, den bewachten Parkplatz eines der großen Hotels im Kurviertel nutzen zu können. Unsere Freundin hatte dies organisiert und so gab es für uns in Marienbad nur kurze Wege.

Zuallererst kaufte ich aber im O2-Shop eine Prepaidkarte für unseren mobilen Router. Schließlich wollten wir in Tschechien internetmäßig versorgt sein. Und bei O2 in Marienbad gabs 1,5GB Datenvolumen für umgerechnet ca. 12€ . Später, in Prag, kaufte ich noch mal ein Guthaben von 5GB für ca. 20€. So ziemlich überall hatten wir guten LTE-Empfang.

Marienbad 2

Marienbad hat ja eine lange Tradition im Kurwesen. Schon Mitte des 19. Jahrhundert kurten in Marienbad begüterte Menschen aus Adel und Bürgertum. Seitdem war und ist Marienbad als Kurstadt in ganz Europa (und darüber hinaus) berühmt.
Kein Wunder, dass unsere Freundin uns direkt nach der Ankunft in die 1889 erbauten gusseisernen Kolonnade führte. Diese Wandelhalle mit ihren Deckengemälden und gusseisernen Säulen gibt einen guten Eindruck von der Athmosphäre im Kurbetrieb der Donaumonarchie.
Die restaurierte Kreuzquelle direkt nebenan mit verschiedenen Heilwässern dient ebenso der Gesundheit wie der große Park mit den "singenden Fontänen".Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug. Wir spazierten in den Parks, besuchten die verschiedenen Brunnen, besichtigten im Kurviertel die schöne Bäderarchitektur und genossen das gute Essen in Marienbad.

Wenn hier von Marienbad gesprochen wird, ist immer die Kurstadt gemeint mit ihre Hotels, Kuranlagen und Villen. Daneben gibts südlich des Kurviertels die Wohn- und Gewerbegebiete. Da merkt man eben auch, dass in Marienbad nicht immer alles glänzt. Es gibt sichtbare Armut, sanierungsbedürftige Wohnhäuser und auch die bundesdeutschen Handelskettten sind dort, wie überall in Tschechien, vertreten.
Es ist aber unübersehbar, dass vieles in Tschechien restauriert und neu gebaut wird. Auch der private, gewachsene Wohlstand ist sichtbar, erkennbar meistens an den Autos und renovierten Häusern.

Nach drei Tagen wurde es Zeit, Richtung Prag weiter zu reisen. Wir verabschiedeten uns von unserer Freundin und waren uns aber sicher, dass wir noch mal in diese Gegend kommen.

Ausflug nach Kladzka

Gut 7 km nördlich von Marienbad liegt Kladska. Die Siedlung gehört noch zum Stadtgebiet von Marienbad, es scheint aber in einer ganz anderen Gegend zu liegen. Inmitten von Wäldern sieht man plötzlich Holzhäuser, die einen an die Schweiz erinnern. Die Häuser wurden Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und gruppieren sich um das Jagdschloss, welches der Fürst Schönburg-Waldenburg in den 1870er Jahren hatte bauen lassen.
Sehr interessant ist das Naturschutzgebiet Kladské rašeliny dort, welches über einen Holzpfad erwandert werden kann. Zum Abschied aus Marienbad waren wir dort und verbrachten bei tollem Wetter einen schönen Nachmittag.

Kladska Bilder

Prag

Gemütlich fuhren wir über die Autobahn nach Prag. In Tschechien ist die Autobahn größtenteils mautpflichtig und so hatte ich in einem Shop hinter der Grenze eine Vignette für 10 Tage gekauft. Sie kostete ca. 17€ und wird an die Innenseite der Windschutzscheibe geklebt. Damit gingen wir auf "Nummer sicher".


Prag - Campinplatz Sokol

Auf dem Campingplatz "Sokol"
Auf dem Campingplatz "Sokol"

Vor der Fahrt hatten wir die Campingplatz-Situation in Prag recherchiert. Es gibt zahlreiche Plätze in und um Prag, doch sehr wenige sind in City-Nähe zu finden. Wir entschieden uns für den "Camping Sokol", einem kleineren Campingplatz im Prager Vorort Dolni Pocernice.
Da wir uns nachmittags durch den dichten Prager Berufsverkehr quälen mussten, erreichten wir den Campingplatz erst nach 18 Uhr. Die Rezeption war da schon geschlossen. Im kleinen Restaurant sagte man uns aber, wir sollten uns einfach einen Platz aussuchen und am nächsten Morgen anmelden.
Gesagt, getan. Ein freier Platz war schnell gefunden und wir konnten dann bei einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen.

Die Anmeldung am nächsten Morgen war dank des hervorragend deutsch sprechenden Personals ganz schnell erledigt. Der bei ACSI gelistete Platz kostete pro Tag 17€. Der Platz ist mit seinen gut 30 Plätzen überschaubar. Daneben werden auch Hütten uns Mobilheime vermietet.
Den Internetzugang regelt man zumindest bei mehrtägigem Aufenthalt preiswerter mit einer Prepaid-Simcard ->Link
Die sanitären Anlagen gehören zu den saubersten, die wir je gesehen hatten. Ein kleiner Shop an der Rezeption verkauft Lebensmittel und das Restaurant lädt mit böhmischer Küche zum Essen.

Prag - ÖPNV-Nutzung

Regionalbahnhof in Prag
Regionalbahnhof in Prag

Gut sind die Verbindungen zur Altstadt Prags. Empfehlenswert ist die Fahrt mit dem Zug vom Bahnhof, den man mit einem gut zehminütigem Spaziergang erreicht. Innerhalb von knapp 15 Minuten ist man am Masarykovo nádraží, dem Regionalbahnhof in Prag, und damit direkt in der City und schnell in der Altstadt.
Auf jeden Fall bekommt man an der Rezeption einen Flyer mit den Verkehrsverbindungen sowie auch die Tageskarten für den ÖPNV. Ein Tip für Leute, die 65 und älter sind und länger bleiben wollen. Bei den Verkehrsbetrieben erhält man unter Vorlage des Perso eine Karte, mit der man für den halben Preis fahren kann. Ab 70 ist der ÖPNV mit der Karte sogar kostenlos (2016).
Der Bahnhof Masarykovo nádraží ist der Bahnhof für den Regionalverkehr in Prag. Hier enden die Nahverkehrszüge, auch unser Zug, mit dem wir von Dolni Pocernice nach Prag fuhren. Der Bahnhof hat sicher schon bessere Tage gesehen. Die stuckverzierten Decken, Jugendstil-Elemente usw zeugen von einer schöneren Vergangenheit. Soweit wir es sahen, wird nur das Notwendigste repariert. Den meisten Menschen, die diesen Bahnhof beutzen , dürfte es egal sein. Tausende nutzen den Bahnhof täglich im Berufs- oder Einkaufsverkehr.
Wer den Bahnhof am Hauptausgang verlässt, steht gleich an einer zentralen Straßenbahnhaltestelle.

Prag - Impressionen in der Altstadt

Veitsdom in der Prager Burg
Veitsdom in der Prager Burg

Vom Bahnhof ausgehend an der nächsten Kreuzung links rein erreicht man schnell Námestí Republiky, den Platz der Republik.Eines der prägenden Gebäude dort ist direkt neben dem Pulverturm das Obecní dům, das Prager Gemeindehaus oder Repräsentationshaus. Hier wurde im Oktober 1918 die tschechoslowakische Republik ausgerufen.

Die Altstadt beginnt hinter dem Pulverturm. Vorbei an vielen Geschäften, an den Wachsfigurenkabinetten und unglaublich vielen Restaurants erreicht man den Staromestské námestí (Altstädter Ring) mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten. Beeindruckend ist das Jan-Hus-Denkmal, welches zum Andenken des Reformators 1915 eingeweiht wurde.
Der Altstädter Ring ist gewissermaßen das Herz der Altstadt. Hier wurde Geschichte geschrieben, hier treffen sich Touristen aus aller Welt, Straßenmusikanten, Künstler und die Kutscher mit ihren Kutschen, in denen Touristen eine Stadtbesichtigigung genießen können.
Hier sind aber auch die zweirädigen Segways, deren Fahrerinnen und Fahrern den am Platz verweilenden Menschen ihre Stadtführungen oftmals ziemlich aufdringlich verkaufen möchten.

Wir genossen das Leben in Prag. Bewohnerinnen und Bewohner, Touristinnen und Touristen, sie alle gaben dem pulsierenden Leben in Prag den richtigen Rahmen. Überall gab es Hotels und Restaurants. Das schöne Wetter lud geradezu zum Bummeln ein. Und so entdeckten wir ausgiebig die schönsten Ziele in Prag. Karlsbrücke Prager Burg mit Veitsdom, Jan-Hus-Denkmal auf dem Altstädter Platz, das jüdische Viertel und vieles, vieles mehr.
Morgens verließen wir unseren Campingplatz und abends kehrten wir voller Eindrücke zurück. Es war einfach eine schöne Zeit!

Und das Beste: Unsere Freundin aus Marienbad kam noch nach Prag zurück und zeigte uns dann die Seiten von Prag, die man gemeinhin als Gäste nicht sieht.
Vor allem der Zentralfriedhof blieb uns dabei im Gedächtnis. Eindrucksvoll sind dort die alten Grabmale, Statuen und Steine. Neue Gräber können nur angelegt werden, wenn auf alte Gräber verzichtet wird.